Der Engel mit der Posaune

 

Bühnenfassung nach dem Roman von Ernst Lothar

Der Stoff - das Stück beleuchtet anhand der Geschichte der Wiener Familie Alt, erfolgreiche Klavierbaufabrikanten und Bewohner eines vom Urahn erbauten Hauses in der Seilerstätte 10, das an seiner Außenfassade jenen Titelgebenden Engel mit der Posaune trägt, österreichische Zeit- und Sozialgeschichte vom Ende der Monarchie bis zur NS-Zeit. Die Alts sind persönlich und sogar teils maßgeblich in die essentiellen Geschehnisse involviert: von der Tragödie in Mayerling, über den Ersten Weltkrieg, den Bürgerkrieg ’34, die Dollfuß-Ermordung bis hin zum Anschluss Österreichs an Hitler-Deutschland.

Im Zentrum des Stücks – die Schlüsselfigur Hans Alt, eine Art Anti-Held, der vom sensiblen, wankelmütigen, gehorsam Autoritäten folgenden Kind zum gesellschaftspolitisch verantwortlichen Mann mutiert. Hans, der von seinem Vater zur Leitung der weltberühmten Klavierfabrik forciert wurde, verzweifelt nach seiner Bestimmung im Leben sucht, überwindet seine tiefsitzenden Ängste und wird mit Ausbruch der NS-Diktatur, die in seiner Familie Opfer gefordert hat, zum „kulturellen“ Widerstandskämpfer. Er produziert im Untergrund Radiosendungen, deren Aussagen und Gehalt große Aktualität besitzen. Mit einer dieser Sendungen enden Roman und Stück...

DER ENGEL MIT DER POSAUNE - Familienpsychogramm, Liebes-Ehe-Drama und Geschichtskrimi in einem - ist letztendlich eine leidenschaftliche Liebeserklärung Ernst Lothars an Österreich, der sein Heimatland als das Herz Europas versteht und in ihm die Verkörperung der Idee des Zusammenlebens Verschiedener erkennt. Beklemmend heutig klingt der Appell, den Lothar seiner Hauptfigur Hans am Ende des Romans in den Mund legt: er ruft alle Österreicher und Österreicherinnen auf, Weltoffenheit, Toleranz, Größe, Humanität zu leben und für eine, die einzige nationale Minorität zu kämpfen - die der menschlichen Menschen...

Das Wahre, das Österreich in sich birgt, ist nicht der Nationalwahn, den man uns gerade predigt. Das wahre Österreich ist die Erkenntnis, dass das Einzige, wofür wir kompromisslos zu kämpfen haben, die menschlichen Menschen sind. Für diese einzige nationale Minorität haben wir aufzustehen! Setzen wir ein Zeichen, leben wir Humanität und Wahrheit!

Susanne F. Wolfs Stück folgt der inhaltlichen Linie des Romans und erzählt die wesentlichen Momente des Originals in einer filmisch dichten „Schnitt“- und Szenentechnik, mit feinem Humor, berührend, eindringlich und klar.

Regie: Janusz Kica, Musik: Kyrre Kvam, Ausstattung: Karin Fritz  Mit: Maria Köstlinger, Michael Dangl, André Pohl, Marianne Nentwich, Alexander Absenger, Matthias Franz Stein, Silvia Meisterle, Alma Hasun, Alexandra Krismer, Xaver Hutter, Michael Schönborn, Gerhard Kasal, Wojo van Brouwer, Johannes Seilern

Auftragswerk, Theater in der Josefstadt, Wien.

Foto ©  Sepp Gallauer/Theater in der Josefstadt

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